Mittagspause Restaurants

Nagaya, Düsseldorf

Das faktisch beste japanische Restaurant Deutschlands ist im japanischen Viertel – oder, wie Apples Karten-App es nennt, Little Tokyo – Düsseldorfs beheimatet. Das kulinarische Angebot reicht weit über Sushi, Tempura und Miso hinaus. Aber allein Sushi und Sashimi sind von derart guter Qualität, daß ich seit meinem ersten Besuch bei Chef Nagaya so versaut verwöhnt bin, daß ich nirgendwo so frisches und durch perfekte Schnitttechniken am Gaumen zartschmelzendes Meeresgetier entdecken konnte.

In seinem Omakase spannt die Küche den Bogen aber weiter. Kein wilder Versuch von Fusion, sondern das dezidierte Einsetzen japanischer Produktküche und -überlegungen, kombiniert mit klassischen, europäisch-inspirierten Zutaten und Zubereitungsarten gibt den Ton an.

Zeit also, mal wieder einzukehren und, diesmal an einem Mittag, das sechsgängige Mittagsmenü für faire 64 Euro zu genießen:

Amuse bouche
Amuse bouche

Es fällt auf, daß der Service im Nagaya, verglichen mit vorherigen Besuchen, viel besser geworden ist. Gab es anfangs eine Barriere bei Erläuterungen zu Gerichten und keine kompetente Weinberatung, hat man sich hier verstärkt. Die Weinkarte allerdings bleibt, von Ausnahmen abgesehen, wahrlich kein Paradies für Schnäppchenjäger, Nach dem eher unauffälligen Küchengruß startet das Menü.

Japanischer Gemüsegarten, Doraden-Sashimi, Yuzu-Miso-Soße
Japanischer Gemüsegarten, Doraden-Sashimi, Yuzu-Miso-Soße und Olivenkrokant

Gegartes und mariniertes Gemüse in Verbindung mit dem feinen Fisch lassen beinahe Frühlingsgefühle an einem grauen Februartag aufkommen. Die Sorgfalt im Nagaya setzt sich auch in der geschmack- und kulinarisch sinnvollen Auswahl des Eßgeschirrs im Laufe des Lunchs fort.

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Gebackener bretonischer Hummer mit Dipps. Hummertatar, Kaviar und japanischer Essig

Einfach ein crowd pleaser. Ein süffiger, zweiteiliger Hummergang, bei dem ich mich zusammenreißen muß, nicht alles mit einem Happs zu verschlingen.

Tun
Tatar vom Thunfisch, getrocknete Zwiebel Sojasaucenpulver, Essiggelee

Der Service erklärt dem leicht verwunderten Gast die nur dezente Salzigkeit des Pulvers von der Sojasauce:  Man bezöge eine schon sehr salzarme Sojasauce biologischer Provenienz aus Japan, die im Restaurant weiter, u.a. durch Gemüse und Reifung, verfeinert werde. Die Zwiebel sorgt gleichsam für leichte Würzung und fungiert als Texturgeber für das Tatar.  Fruchtig-säuerliche Noten steuert der japanische Essig bei.

Sushi
Sushi – vier Empfehlungen von Yoshizumi Nagaya

Wie zu Beginn erwähnt, begeistert  die Sushiauswahl auch dieses Mal. Beinah müßig zu erwähnen ist, daß im Nagaya selbstverständlich echter geriebener Wasabi und kein Industrieprodukt verwendet wird. Der Schärfegrad könnte dem einen oder anderen Gast durchaus die Schuhe ausziehen. Auch der eingelegte Ingwer wirkt hier nicht künstlich. Einzig der dampfende Stickstoff unter dem Brettchen ist eine Spielerei.

Kalb
Kalbsfilet, “verkohlter” Porree, Sellerie, Trüffel

Nicht immer waren die Hauptgerichte derart überzeugend wie bei diesem Besuch. Perfekte Garung und intensiver Fleischgeschmack harmonieren mit der leicht “asiatisch” gewürzten Sauce. State of the art der “verkohlte” Porree und die Verwendung des aktuell omnipräsenten Knollenselleries. Sogar die Trüffelscheiben haben mit ihrem Geschmack nicht nur eine dekorative Funktion.

Val
Dessert von der Valrhona Schokolade

Bestimmt findet jemand Schokoladendesserts langweilig. Ich liebe sie! Sind dann noch verschiedene Temperatur- und Texturzustände auf dem Teller versammelt, bin ich glücklich und verlasse frohen Mutes am Nachmittag das Restaurant.

0 thoughts on “Nagaya, Düsseldorf

    1. Danke. Mittags ist angenehm ruhig. Ich bekomme “Düsseldorf” immer wenig mit, weil meine commis gerne den Blick in den Saal will. Oder bei mir ist schon was abgestumpft…;-) Gibt da ganz andere Adressen, wo man sich gerne präsentiert, finde ich.

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