Restaurants

The Jane, Antwerpen, Belgien

Eine kurzfristige Lunch-Reservierung im The Jane zu bekommen, war sicherlich der August-Hitze, die auch das belgische Antwerpen im Griff hatte, und der Ferienzeit zu verdanken. Denn seit Eröffnung im Jahre 2014 boomt das Restaurant. Zunächst kein Wunder, weil nach der Schließung seines weltberühmten ‘Oud Sluis’ allein der Name Sergio Herman zog. Zusammen mit seiner ehemals rechten Hand aus dem Oud Sluis, Nick Bril, und Investoren im Rücken, hat er ein Restaurant, ein Erlebnis geschaffen, das, zwei Michelinsterne später, längst nicht mehr den Kochsuperstar-Nimbus des 48-Jährigen zum Erfolg braucht. Und das bei täglich 170 Gästen, die verteilt auf Mittag und Abend herzlich und aufmerksam im gerade aufgehübschten Gastraum bewirtet werden.

Denn spektakuläres Ambiente, exzellente Stimmung, fulminantes Essen kommen in The Jane vorbildlich zusammen – mehr als in der ehemaligen Kirche auf zuvor militärisch genutztem Gelände unweit des Stadtzentrums, geht gastronomisch und kulinarisch kaum. Es wäre verrückt, nicht die große Menü-Variante zu wählen, die spannend, tiefgründig und farbenprächtig wie ein guter Film vorüberzieht. Ein Reigen gut proportionierter Gerichte mit Einflüsse aus aller Welt und lokalen Produkten!

Hering, Rettich, Shiso und Holunderblüte
Muschel, Ajoblanco, Pan de Cristal, grüne MandelnChawanmushi, Aal, Trüffel-Soja-VinaigretteRote Bohne, Bouillabaisse, Pulpo Perle Blanche, Meeresalgen, Plankton, Meerrettich  Hamachi, Carabinero, Avocado, Wassermelone, Tsuyu, HuacatayRochen, TIntenfisch, Bumbu Bali, Thai-SauceKaisergranat, PAKT (Pilzzucht in Antwerpen) Pilz, BlumenkohlMenapiër Schwein, Buccatini, Rucola, Parmigiano Reggiano, GuancialeSommer-Reh, Antioxidatien, norwegischer Senf, EstragonInaya, Mango, PassionsfruchtPavlova “Fédin”

Fließend der Übergang von Amuses wie Matjes-artigem Hering mit Rettich, Shiso und Holunderblüte, altbekannt und doch mit Sake und Pflaumensorbet so anders und haarscharf. Mit Signature-Säure, die diese zumeist gemüselastige, frische und aromenstarke Küche auszeichnet. Über vereinnahmenden Süffigkeit von Chawamushi, dem gedämpfte japanische Eierstich. Was aussieht wie Schweinebauch-Würfel ist kräftiger Räucheraal, dazu kommt ein Umami-Feuerwerk einer Trüffel-Soja-Vinaigrette. Das schmeckt wie rein speckiger, herzhafter Pudding mit größten Löffelvergnügen. Hin zur Bouillabaisse mit Rotbarbe und Pulpo, die mit Safran-Kartoffeln Oud Sluis-Reminiszenz auslöst. Nick Brill ist halt nicht nur angesagter DJ, sondern kreativer Kopf dieses 45-Mann starken Teams, das täglich 170 Personen verköstigt.

Grandios der Rochen mit Tintenfisch, bei dem sich südostasiatische Würzigkeit und pointierte Thai-Schärfe treffen. Wie stets aromatisch grenzgängerisch, aber nie im roten Bereich. So gelingt auch Plakatives wie eine Bolognese vom Menapier-Schwein (alte Rasse vom Metzger Dierendonck) mit Rucola, Parmesan und Guanciale – zum Tellerabschlecken und differenziert zugleich.

A subtle impactPetits fours

Fazit

Die Lobhudelei ließe sich bei leichter Patisserie, lässigem Service und besten Drinks in der Upper Room Bar fortsetzen…
Dorthin ging es für ein köstliches Geburtstagstörtchen – das gute CRM des The Jane ging zwar einen Tag vor, egal! – und für aparte Petits Fours.

The Jane ist ein Paradebeispiel erfolgreicher und zukunftsweisender Gastronomie. Der Restaurantsbesuch wird zum ganzheitlichen Erlebnis, wenngleich loungige Beats und Remixes nicht dem persönlichen Musikgeschmack entsprechen. Beim Gesamterlebnis sticht  dennoch das Essen hervor. Das könnte auch ohne das Drumherum jederzeit an jedem anderen Ort bestehen. Dazu ein Service, der freundlichst zugewandt, locker und professionell und effizient. Wie Sommelier Gianluca Di Taranto, der sich blitzschnell auf die Vorlieben seiner Gäste auch glasweise einstellte.

Weil die Rahmenbedingungen derart spektakulär sind und man sich als Gast auch in diesem großen Rahmen wohlfühlt, ist das The Jane ein Restaurant, in dem man nicht nur mal gewesen sein muss, sondern sofort wiederkommen möchte. Und ein Restaurant, das für Gastronomen ein geeignetes Studienobjekt sein kann – sollten sie den Mut aufbringen so ein Mammut-Projekt umsetzten und erfolgreich machen zu wollen.

Paradeplein 1
2018 Antwerpen
thejaneantwerp.com

Im Gedenken an Sommelière Lotte Wolf, die am 12. September mit erst 32 Jahren verstarb.

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