Oliver Zeter Weingut: Portrait Winzer
Wein

Oliver Zeter: Sauvignon Blanc aus der Pfalz

Bei Mister Sauvignon Blanc steppt der Bär!

Das Pfälzer Weingut Oliver Zeter aus Neustadt an der Weinstraße sorgt seit 15 Jahren insbesondere mit seinen Weinen aus der Rebsorte Sauvignon Blanc für Furore. Wie er dazu kam, auf Sauvignon Blanc zu setzen, warum ein Bär seine Etiketten ziert und warum  der er sich als “altesten Jungwinzer der Pfalz” und sein Weingut als “Domaine” bezeichnet, erklärte Oliver Zeter kürzlich bei einer Vertikalverkostung.

Als erstes fielen mir im Weinhandel die Etiketten der Weine von Oliver Zeter auf. Die Flaschen ziert eine Zeichnung eines Bären, der über einem Glas, vielleicht leicht angeheitert, über das Leben zu sinnieren scheint. Nur griffiges Marketing? Mitnichten, denn die Bären-Karikatur stammt vom bekannten Pfälzer Künstler Prof. Otto Dill, der einst Zeters Großvater Walter Baer gezeichnet hatte, als dieser nicht wie gewohnt beim Stammtisch erschienen war.

Oliver Zeter Etikett: Prof. Otto Dill Bären-Karikatur Großvater Walter Baer
Meine zweite Begegnung mit Zeter-Weinen hatte ich 2019 während Aushilfstätigkeit als Maître-Sommelier – ja, ja, auch diese Seite sollte man kennen – in einem Sternerestaurant. Die deutsch-französisch-italienische Weinkarte listete den Sauvignon Blanc Fumé, ich schenkte ihn zur Zufriedenheit der Gäste in der Weinbegleitung und neben einem Riesling im Offenausschank aus. Ein gastronomischer Wein, da er sich mit seiner feinen Struktur und sublimen Trinkfluss bei exakt dosierter, zurückhaltender Frucht gut an die kreativen, mediterranen Gerichte mit Wumms und Saucenkraft bei Fisch- oder Krustentier basierten Vorspeisen und Zwischengerichten anschmiegen konnte. Weine, die Oliver Zeter so beschreibt: “Nicht superlaut und extrovertiert, die einen nicht katzenartig anspringen.”

15 Jahre Weingut Oliver Zeter – eine Vertikale durch Sauvignon Blancs

Die Geschichte des Weinguts Oliver Zeter ist keine gewöhnliche. Erst mit 40 Jahren wechselte der “älteste Jungwinzer der Pfalz”, wie er deswegen selbstironisch anführt, nach zwanzig Jahren vom Weinhandeln zum Weinmachen. Es gab also kein Familienweingut, keine Rebflächen und keinen Keller; die Familie handelte mit Wein, darum kümmert sich heute weiterhin Bruder Christian.

Oliver Zeter setzt seit Anbeginn auf Sauvignon Blanc: “Der “einfache” Sauvingnon-Gutswein ist bei uns Aushängeschild wie anderswo der Gutsriesling!” Eine der weltweit wichtigsten Rebsorten, die in Deutschland bis dahin, bis auf wenige Ausnahmen, nicht in Top-Qualitäten erzeugt wurde. Zeter studierte die Pfälzer Terroirs (“Sauvignon immer da, wo kein Riesling steht, also auf kompakten Böden”) und pflanzte sechs verschiedene Klone aus Südafrika und Frankreich im ersten, 2003 erworbenen Weinberg an. Mit dem Ziel, hervorragende Weine ganz nach seinem Geschmack zu erzeugen, die bei Zeter bis auf Einzellagen immer Blends sind. Markant wie das Bären-Etikett, ausdrucksstark wie die vinophilen Vorbilder (wobei ich stilistisch eine Mischung aus Loire und Steiermark erschmecke), doch ganz ohne die schreiend grünen und exotischen Noten, die manch einen Sauvignon so unelegant und nur für die Terrasse geeignet erscheinen lassen. Individuell und sympathisch bescheiden, wie der Winzer selbst. So kommentiert er anfängliche Experimente mit Trockeneis als Schabernack, weil dabei eine grüne Aromatik wie bei Übersee-Sauvignon entstand.

Der Sauvignon Blanc Fumé wird immer im Holz ausgebaut: 60-70 Prozent neue französische und pfälzische Fässer, was beim fertigen Wein für feine und subtile Noten und vor allem Länge sorgt. Bei der Vertikalen spiegelten die Jahrgänge beider Weine die Jahrgangstypizitäten wider und standen auch gereift wie eine Eins im Glas. Vielleicht auch ein Grund für die Frische: Beide Weine sind seit Anbeginn mit einem Schraubverschluss ausgestattet, weniger Sauerstoff (reduktiv) gelange an die Weine, beim Abfüllen sei weniger Schwefelgabe notwendig.

Oliver Zeter: Ein Typ – markant, weltgewandt und von Pfälzer Statur wie seine Weine 

“Oliver. Und ich lasse meine Sachen heute Abend an!” entgegnet Zeter, Jahrgang 1964, bei der ersten Begegnung auf der Terrase seiner “Domaine” auf der Haardt, einem Stadtteil von Neustadt an der Weinstraße auf die Frage, wie bei der Sommerhitze smart casual zu verstehen sei. Der Winzer trägt die Haare raspelkurz, seine Gesichtszüge sind markant und schließe ich die Augen, klingt sein Pfälzisch für mich ein wenig nach Helmut Kohl. Pfälzer Winzer-Smart Casual, das seien sein dunkelblaues T-Shirt, die Cargo-Hose und die festen Arbeitsschuhe. Das helle Sandsteingebäude von 1922 haben Oliver und Bruder Christian Zeter sanieren lassen. Nun dient es mit seiner angenehmen Mischung aus Rustikalität und Eleganz quasi als Repräsentanz des Weinguts mit Verkauf und kleinen Holzfasskeller, während die Weine von Kellermeister Felix Forster in einer modernen aber unscheinbaren Halle in Lachen-Speyerdorf, in kleinen und großen Holzfässern, Beton, Amphoren und Stahltanks ausgebaut werden.

Und noch etwas macht Oliver Zeter anders. Neben Trauben von eigenen 6,5 Hektar Rebflächen, hat er Rebflächen gepachtet und lässt Winzer in seinem Sinne Trauben in Lohnbewirtschaftung anbauen. Er arbeite ohne Zertifizierung wie ein Bio-Weingut, bringe allerdings keine Kupfer-Präparate zum Pflanzenschutz aus. Nicht auf Sauvignon Blanc versteht sich Zeter, sondern auch in Deutschland eher ungewöhnliche Rebsorten wie Chenin Blanc, Viognier, Sémillon, Syrah und Cabernet Franc werden neben neben Pinot Noir, Riesling und Chardonnay an- und ausbaut. Davon gibt es später beim Abendessen, das Koch Sven Niederbremer mit viel BBQ-Noten zubereitet, reichlich Kostproben.

Nach eigenen Angaben habe man gerade die Rebsorte Chardonnay im Blick, angefangen bei der Mineral-Serie – wo salinare Frische und Feinheit den Stil bestimmen – bis hin zum tiefgründigen Lagenwein aus dem Haardter Herzog. Ebenso Pinot Noir, der qualitativ noch weiterentwickelt, stärker in Richtung Finesse, werden solle. Die Veröffentlichung des neuesten Grand Crus, eines Spätburgunders aus dem “Im Sonnenschein”, steht noch bevor.

Natürlich beschäftigt sich auch Zeter mit dem Klimawandel. Denkt darüber nach, welche Rebsorten mit Hitze klarkommen, dass nördlich ausgerichtete Täler die Zukunft sein könnten. Hinzu kommt eine angepasste Laubarbeit im Weinberg und Erziehungssysteme, die durch weniger dichte Planzungen den Reben mehr Durchlüftung böten.

 

Mit solchen Aussichten ein Prosit auf die nächsten 15 Jahre…

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