Restaurant “Haus Stemberg” in Velbert
Wenn ex-Wallenstein Mastermind Jürgen Dollase, seines Zeichens mittlerweile Deutschlands kulinarisches Gewissen und Orakel, ein Restaurant in Wohnortnähe besucht (Tischreservierung übrigens auf den Namen Weber!), testet und in seinem „Hier spricht der Gast“ in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung für gut befindet, ist das Interesse natürlich geweckt.
Auffallend ist auch, daß der Gault Millau dem Restaurant und seinem Küchenchef Sascha Stemberg in seiner 2009er Ausgabe nunmehr 16 Punkte, nach zuvor 14 Punkten und einigen Verrissen zuvor, verliehen hat. Mag einer diese Publikation verstehen…
Vater Walter macht im ansprechenden Speiseraum die Honneurs und zerlegt ab und an eine Ente, die auf Vorbestellung „ofenfrisch“ zu haben ist.
Da das Restaurant "Haus Stemberg" mit den etwas ungewöhnlichen Ruhetagen (donnerstags und freitags) ohnehin auf der Besuchsliste für 2009 stand –spontane Reservierungsanfragen sind in 2008 immer an einem ausgebuchtem Haus gescheitert- und an einem verschneiten, frostigen Abend einige Gäste wohl Bedenken bei einer Fahrt ins Bergische hatten und somit ein freier Tisch kein Problem war, ging´s spontan nach Velbert-Neviges.
Die Kleinigkeiten vorab bei diesem Besuch bestanden aus einem Lachstatar, das gottseidank kein Maßstab in puncto Qualität und Geschmack der folgenden Vor- und Hauptspeise und Dessert sein sollte.
Lockten die regionalen Gerichte, wie z.B. „Kuhlendahler Pergraupensuppe“ (vier Euro) oder die „Gebratene Blutwurst auf Champagnerkraut mit Serviettenködel“ (14,50 Euro), fiel die Wahl auf eine „Paté von der Gänsestopfleber“ (16,00 Euro), die von einem sehr gutem Erdnußeis und einem karamellisiertem Brioche –man könnte auch getoastet oder angeröstet sagen- und einem Portweingelee begleitet wurde. Geschmack und Konsistenz der fois gras wussten zu gefallen und besonders mit dem cremigen, deutlich nach Erdnuß schmeckendem Eis ergab sich ein gutes Geschmacksbild.
Besonders gefiel aber das „Zweierlei vom Salzwiesenlamm“ (26,50 Euro) mit gebratener Olivenpolenta und Canelli-Bohnen mit geschmolzenen Tomaten. Eine hervorragende Sauce begleitete das auf den Punkt gegarte Carré und das geschmorte Element, das, wenn die Erinnerung nicht trügt, Lammbäckchen war. Bei jedem Bisser, jeder Kombination ergab sich ein stimmiges, kostliches, wenngleich klassisches Geschmacksbild.
Das „Mousse von der Valrhona-Guanaja 70%-Schokolade mit marinierter Gewürzananas“ (8,50 Euro) profitierte von der guten Schokoladenqualität und der exakten Zubereitung. Der Ananas hätte, als Referenz hier Ingo Hollands Rezept, ein wenig mehr Gewürz gut zu Gesicht gestanden.
Interessant klang auch die „Pumpernickelcreme“ (8,50 Euro) oder die Käseauswahl, bei der u.a. Käse der benachbarten Windrather Höfe angeboten werden. Dieser regionale Ansatz trifft auch auf die Blutwurst zu, die von Damian Sowa, der die kleine Metzgerei Schürmann in Velbert führt.
Die Weinauswahl war in Ordnung und besonders mit einem 1994 Gewürztraminer, der wirklich über interessante Reifenoten verfügte, gut zur Gänsestopfleber passte und von einem mir völlig unbekannten Weingut (Kapellenberg?) stammte, interessant und mit fünf Euro pro 0,1 Glas angemessen im Preis.
Sollte also beizeiten spontan ein Tisch frei sein, wird dies sicherlich nicht der letzte Besuch gewesen sein, handelt es sich doch um ein Restaurant, das zu vernünftigen Konditionen eine attraktive, regional verwurzelte, aber nicht unmoderne Küche bietet.