Restaurants

Restaurant „Victor´s Gourmet-Restaurant Schloß Berg“ in Perl/Nennig

Einem geschenkten Gaul schaut man bekanntlich nicht ins Maul, aber im Fall dieses Restaurantbesuchs gilt: Iß gutes und erzähle darüber.

 

Was also war passiert? Ende April veranstalte das Internetportal „Die besten Köche“ eine Verlosung unter den registrierten Mitgliedern. Bei dieser wurden attraktive Preise anläßlich des 10jährigen Bestehens von Christian Baus Restaurant „Victor´s Gourmet-Restaurant Schloß Berg“ in Perl/Nennig verlost. So war der Gewinn des dritten Preises ein mittägliches, viergängiges Jubiläumsmenü inklusive glasweiser Weinbegleitung, Mineralwasser und Kaffee, was eigentlich einem Wert von 125,- Euro pro Person entsprach.

 

Dies stellte doch wirklich mal einen Anlaß dar, diese Region zu bereisen und kennenzulernen, zumal auch Saar-Weingüter und Luxemburg nicht allzu fern liegen. So wurde denn recht spontan ein Tisch reserviert und mit großer Vorfreude die Reise durch die Eifel über Trier nach Perl angetreten.

 


Der erste Eindruck vom Schloß-Komplex entsprach nicht dem Bild, das Schloß Lerbach und Bensberg abgeben. Die modernen Anbauten, diverse Parkplätze (auch für bis zu drei Hubschrauber!) und viele unschöne Hinweisschilder störten und nur aus der Ferne zeigte das Schloß seine reizende Seite.

 

Die sollte sich ändern, sobald sich die Tür zum Restaurant beim Näherkommen der Gäste wie von Geisterhand öffnete und ein freundlicher Empfang bereitet wurde. Das intime Ambiente mit Holzdecke, dicken Teppichen und stilvoll eingedeckten Tischen strahlte solide Gediegenheit aus und war an diesem schwülen Mittag fast schon zu kühl temperiert. Schade ist nur, daß die Fenster sehr hoch beginnen, so daß der Gast von seinem Sitzplatz aus keine Möglichkeit hat, den Blick schweifen zu lassen. Die Konzentration kann so aber auch auf die entscheidenden Dinge eines Restaurantbesuchs fokussiert werden.

 

Überraschung herrschte sogleich beim Blick in die schon bereitliegende Menükarte vor. Aufgelistet war ein Menü, welches den Rahmen der erwarteten vier Gänge doch erheblich zu sprengen schien. Diese Überraschung wich –wenig überraschend- sogleich noch größerer Vorfreude. Hatte man sich bereits bei der telefonischen Reservierung freundlichst nach möglichen Abneigungen und Unverträglichkeiten erkundigt (und keine der vieldiskutierten emails mit Kleidungsvorschriften u. ä. geschickt), fragte während des Aperitifs die Gastgeberin Yildiz Bau nach, ob denn alles so recht sei oder man mögliche Änderungswünsche habe.

 

Zum vom Wagen servierten Aperitif kamen diverse Kleinigkeiten zur Einstimmung aus der Küche. Dreierlei intensiv schmeckendes wurde auf einer Schiefertafel gereicht, hinzukamen Grissini mit Lardo umwickelt, kleine Teigröllchen mit Chorizoschaum gefüllt und Mandeln in süßlich-geräucherter und salziger Form.

 

Die Sommeliere Britta Jäger schlug eine Weinreise zum Menü vor, reichte aber gleichzeitig die Weinkarte, als habe sie die grundsätzliche Neugierde darauf geahnt. Schön, wenn man so entspannt einfach mal kurz durchschauen kann.

 

Los geht´s:

 

 

Gartengurke & Makrele

Reisessig / Tapiokaperlen / Wasabi – Sake – Apfel

Gurkenaroma, Gurkenaroma Gurkenaroma! Salzig und mit Biß durch das Makrelentatar und süßlich-scharf durch die Kombination aus Wasabi, Sake und Apfel. Ein ganz toller Auftakt und Gruß aus der Küche.

 

 

Räucheraal

Creme / Tatar & gebackene Branade / Radieschen / Saiblingscaviar

2005 Kuntz Riesling trocken / Sybille Kuntz / Mosel

 

Beindruckend die Optik und Geschmacksintensität auch hier beim zweiten Gruß aus der Küche, der auch ohne weiteres ein Gang im Menü sein kann. Das Spektrum wird durch den Räucheraal von dem zuvor eher fruchtigen in eine andere Richtung geleitet. Ein klarer, intensiver Geschmack nach Aal und deutliche Rauchnoten. Hier entsteht die Schärfe durch die feinen Radieschen und die Salzigkeit durch den Kaviar. Das Mundgefühl wird durch die verschiedenen Texturen aus Creme, Tatar und gebackener Branade bestimmt. Ein eher unauffälliger Wein von einem dem Gast bisher unbekannten Weingut dazu.

 

 

Taschenkrebs & Jakobsmuscheln

Algenknusper / Zitrusfrüchte / Mirin

2006  Sauvignon blanc Mantel Blanco / Bodegas Alvarez y Diez / Rueda

 

Ein ganz toller Wein, der trotz seiner Jugend eine tolle Reife bot. Nach dem fulminaten Auftakt fiel dieses Gericht von der Intensität ein wenig ab und erst ein hingebungsvolles Hineinschmecken offenbarte die Feinheiten. Für alles andere galt: auch hier Perfektion auf dem Teller

 

 

Gänseleber aus der Landes

Jabugo Belotta / Sangria / Geräucherte Mandeln

2005  Jurancon „Uroulat“ / Charles Hours / Südwest Frankreich

 

Durch den Einsatz des Schinkens und der Mandeln dominierte hier nicht die oftmals zu einschmeichelnde Süße, sondern eher kräftigere Noten. Auch die Creme auf einem Löffel war sehr geschmacksintensiv. Ein klassisches Gericht sehr gut interpretiert.

 

 

Langoustine

Dörraprikosen / Pfifferlinge / Verveintempura

2004  Forster Ungeheuer Gr. Gewächs / Rieslings Spätlese tr. / Weingut Mosbacher / Pfalz

 

Manch einem mag der Einsatz von Obst bei Gerichten außerhalb des Dessertbereichs mißfallen, hier paßten die Dörraprikosen sehr gut zum erdigen Aroma der Pfifferlinge. Die perfekt gegarte Langoustine ging in der Komposition auch geschmacklich nicht unter, sondern wurde unterstützt. Ein guter Wein, aber bei der Pfalz wäre die persönliche Wahl eher auf ein Großes Gewächs vom Ökonomierat Rebholz gefallen.

 

 

Seezunge vom kleinen Boot

Sot-l´y-laisse / Kräutersalat / Erbsenvinaigrette

2002 Chenin blanc / Chalone Vineyards / Kalifornien

 

Sehr gut gewürzt und intensiv die Sot-l´y-laisse, so daß man nur wenig dazu zu Bissen mit Fisch kombinieren konnte. Das Seezungenfilet war zusammengeklappt und dann gegart, damit blieb es trotz Braten saftig und auf den Punkt. Die Erbsenvinaigrette war in punkto Erbsenaroma äußerst zurückhaltend. Ein guter, sich nicht in den Vordergrund drängender Wein, der ein wenig an einen einen Kalifornischen Chardonnay erinnerte, aber nicht vordergründig holzig und vanillig, sondern eher zironig-spritzig herüberkam.

 

 

Lammrücken aus dem Limousin

Aromaten / Gemüsetexturen / Lammjus mit Olivenöl

2004 Saturne / Olivier Pithon / Roussillon

 

Ein interessanter Wein, der im Mund reife, süße Frucht bot und sehr angenehm zu trinken war. Bei diesem Gericht war das Lamm zu zurückhaltend gebraten, so daß hier die Röstaromen fehlten. In einer Abfolge von nahezu perfekten Gängen ein kleiner Hänger, bei dem einzelne Elemente wie die höchstaromatischen Kichererbsen und die Tomatenröllchen gefüllt mit Brin d´amour dennoch herausragten.

 

 

Süße Einstimmung

Himbeeren / alter Balsamico / gebrannte Eisenkrautcreme / Zitronenthymianeis

 

Könnte so eigentlich auch als eigenständiger Dessert serviert werden. Klare Aromen treffen auf tolle Optik. Das schöne ist, es ließe sich vom Schwierigkeitsgrad vielleicht zu Hause reproduzieren.

 

 

Schokolade & Café

Canache / Cafécrème / Ananassorbet

2005 Maury Vendange / Domaine Pouderoux / Roussillon

 

Ein Traum von Valrhona! Es hätte nicht des Blattgoldes bedurft, um die Hochwertigkeit dieses Desserts zu betonen. Für einen Liebhaber von Schokolade die Erfüllung zum Dessert. Bei diesem Gericht muß nahezu jegliches von Valrhona verfügbare Produkt zum Einsatz gekommen sein…

 

 

Daß darauf Espresso respektive Digestif folgen mußten, war zwangsläufig notwendig. Die „Hollermandl“ von Rochelt (2 cl 22,00 Euro) aus Williamsbirne und schwarzem Holunder erfüllte ihren Zweck und schmeckte nebenbei ganz hervorragend. Die petit fours, von denen die übriggeblieben beim Abschied in einem Karton bereitstanden, waren sowohl optisch als auch geschmacklich perfekt. Die tolle Trüffelauswahl konnte aufgrund fortgeschrittenen Sättigungsgrades leider nur noch in geringsten Dosen probiert werden.

 

Die Frage nach der Rechnung wurde „verdutzt“ zur Kenntnis genommen und nach wenigen Minuten erklärte Frau Bau, man habe keine finden können. Das ganze war sehr großzügig und bei aller Freude hat man auch ein bißchen ein komisches Gefühl. Insgesamt war es natürlich eine große Freude, ein hervorragender Genuß und ein toller Tag. Herr Bau ist ein Perfektionist, selten waren bei einem Restaurantbesuch von den Kleinigkeiten, über amuse bouche und die einzelnen Gänge bis hinzu den petit fours alle Speisen derart perfekt und akkurat auf dem Teller angerichtet. Der Service war souverän und freundlich. Das Gespräch am schon späteren Nachmittag mit Herrn und Frau Bau war sehr angenehm und informativ und zeigte den Koch von einer anderen, sehr netten, bescheidenen Seite.

 

Wer sich an den Gerichten von Christian Bau versuchen und ein wenig aus dem Küchen- bzw. Restaurantalltag erfahren möchte, dem sei das soeben erschienene Kochbuch „Einblicke“ empfohlen. Hierbei hat man sich auch beim Umschau Verlag wesentlich mehr Mühe gegeben als beim zuletzt völlig verunglückten Harald Wohlfahrt-Buch.

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