2008 – Rückkehr der kulinarischen Normalität
Keine Sterne, keine Punkte und keine Hauben – und dennoch bleibt die Suche nach Qualität. Die Rückkehr zur Normalität, um das Besondere wieder genießen zu können und vom einfachen positiv überrascht zu werden. Das soll nicht heißen, daß Einladungen zu Wohlfahrt, Wissler oder Henkel nicht gerne angenommen würden…
Die kulinarische Entdeckungsreise startete mittags im heimatlichen Düsseldorf. Besucht wurde das koreanische Restaurant „Shilla“ in der Düsseldorfer Altstadt. Der Gastraum war nicht unerträglich verkitscht. Mittags gibt es einige etwas preisgünstigere Angebote. Passabel die Suppe vom Huhn mit Wan-tan. Zum Hauptgericht, Hühnchen mit Gemüse und süß-saurer Sauce, entstand der Eindruck von einer Konsistenz und Pikanterie der Sauce, wie sie gerne durch Zugabe von Glutamat erreicht wird. Das Gericht hatte zu wenige Gemüse- und zu viele Zwiebelstücke. Die kleinen Schälchen mit Kimchi, dem milchsauer vergorenem Kohl und anderem Gemüse waren überzeugend.
Der Jasmintee könnte ruhig stilechter als im Beutel in der Kanne gereicht werden. Fazit: eine gute Adresse für ein Mittagessen in der von kulinarischen Höhepunkten nicht gerade gesegneten Altstadt. Ein Wiederbesuch am Abend wäre unter dem Aspekt, ob authentischer koreanisch gekocht wird und die Bewertungen des Gault Millau berechtigt sind, interessant.
Dienstagmittag war der Verfasser Gast im vietnamesischen Restaurant „Phoenix“ auf der Herzogstraße, im Nahbereich der WestLB gelegen. Dementsprechend groß war auch der Andrang der hungrigen Berufstätigen. Auch hier bestellte der Gast aus dem wirklich günstigen Mittagsangebot. Eine sauer-scharfe Suppe (1,50 Euro), gebratene Nudeln mit Gemüse und Tofu (4,90 Euro) und ein Ingwertee (1,30 Euro) waren die Bestellung. Die Suppe war reichhaltig und enthielt erkennbar Hühnchenfleisch, legte aber den Verdacht des Einsatzes von Glutamat nahe. Die Portion Nudeln war riesengroß, der Tofu ausgebacken und die Menge an Gemüse (Möhre, Zwiebel und Chinakohl) war wohlproportioniert. Es fehlte allerdings der „Pfiff“, so daß der Gast ein wenig mit Sambal olek und Sojasauce nachwürzen musste. Eine raffiniertere Würzung hätte auch dem Tofu gut zu Gesicht gestanden.
Die „Alte Metzgerei“ in Flingern, die nur bis 19:00 Uhr geöffnet hat, war das Ziel am Mittag des Mittwochs. In dieser rustikalen, bewusst einfach gehaltenen Lokalität gibt es wenige Gerichte zur Auswahl, z.B. Eintöpfe, Kartoffel-Spinat-Tarte oder Ratatouille mit Cous-Cous. Die Wahl fiel auf eine Rindfleisch-Suppe (kl. Portion 3,80 Euro/ gr. Portion 5,80 Euro). Reichhaltig die Einlage in der köstlichen Brühe: zartes Rindfleisch, gute Kartoffel- und Gemüsestücke. Hat man mittags eine solche Lokalität in der Nähe, braucht man keine goldenen M´s, keine U-Bahn-Sandwiches und keine belegten Teigfladen mehr.
Durch Zufall kehrte der Verfasser am Mittwochabend in die Fischgaststätte „Walldorf“ in Flingern, die schon seit über 48 Jahren zu bestehen scheint, ein. Neben den günstigen Angeboten lockte vorallendingen das nur mittwochs vom Faß ausgeschenkte Füchschen Alt. Sehr freundlich waren die etwas älteren Betreiber. Das Ambiente ist rustikal und zwischen Kneipe, Imbiß und gutbürgerlichem Restaurant angesiedelt. Das “Menü“ für 6,90 Euro bestand aus Tagessuppe, Salat und gebratenem Seelachs aus der Pfanne mit Pommes frites und Senfsauce. Der Gast hätte sich lieber für den hausgemachten Kartoffelsalat entscheiden sollen. Der Rest war sehr lecker: das Fischfilet außen knusprig, innen saftig und sehr frisch. Die Senfsauce war scharf und scheinbar mit dem dementsprechenden Löwensenf gewürzt. Der Salat war eine angenehme Reminiszenz an die eigene kulinarische Emanzipation: Dosenbohnen und Rettich, aber alles lecker und liebevoll angemacht und sehr frisch. Für den Preis wurde hervorragende Qualität und gute Zubereitung geboten – fernab von modischem Schnickschnack, aber auch fernab vom gutbürgerlichen Convenience-Müll.
Fortsetzung folgt…
Das Shilla ist eine gute Adresse für authentische, koreanische Küche. Das Ambiente allerdings ist leider zwar unverkitscht, aber trotzdem nicht schön. Dafür ist die Besitzerfamilie sehr, sehr nett.
Das Phoenix ist abends weit besser als mittags – wahrscheinlich eine Frage der Köche. Am Abend, jedenfalls, ist das Essen fast so gut wie in Vietnam.