Herzschmerz in Grün
Ich war im Bio-Supermarkt. Wie jeden Samstag. Und Du auch. Wir begegneten uns auf Augenhöhe. Es war Liebe auf den ersten Blick. Sofort schossen mir Ideen durch den Kopf, was ich mit Dir alles anstellen könnte. Durch Deine geschickte Plazierung wurde ich sofort neugierig und verführt. Dabei schienst Du mir nicht wirklich billig zu sein.
Ich brauchte Brötchen und Milch und sonst eigentlich nichts. Aber manchmal springt mich ein Produkt an. Dieses Mal war es eIn Glas Kürbiskernmus von Eisblümerl, hergestellt nur aus gerösteten Kernen ohne Zusatzstoffe. Wahrscheinlich bin ich an einem Aktionsständer der Sektion “Superfood” oder “Overnight oats” vorbeigelaufen.
Übernatürliche Kräfte haben mich wohl dazu verführt, meine seltenst genutzte Ravioli-Form aus der Schublade zu kramen. Die Bestandsaufnahme in Sachen Vorrat ergab: einen kleinen Hokkaido Kürbis, Pastamehl aus Dinkel, Bremer Scheerkohl und Zitronengras, das auch mal weg mußte. Daraus könnten doch Ravioli mit Kürbiskernmusfüllung in Kürbissauce mit Schnittkohl werden. Das Mehl stammt aus dem “bergisch pur”-Verbund von Erzeugern, Verarbeitern und Vermarktern des Bergischen Landes. Gekauft im REWE und nicht wahnsinnig von mir hinterfragt, finde ich derartige Inititiven erst einmal gut, wenngleich die Produkte in meinem Nachbarschaftssupermarkt ein Schattendasein fristen.
Für den Nudelteig 200 g (Dinkel)Mehl mit zwei mittelgroßen Eiern verkneten. Bei taggleicher Weiterverarbeitung etwas Salz hinzufügen. Ich gebe einen Schluck (Kreuzkümmel)Öl dazu und eventuell etwas Wasser. So lange mit den Händen bearbeiten, bis ein geschmeidiger, aber nicht klebriger Teig entsteht. Abgedeckt mindestens 30 Minuten ruhenlassen.
Nach dem Ausrollen habe ich für die Füllung Kürbiskernmus mit etwas Milch glattgerührt und leicht gesalzen. An dieser Stelle empfehle ich unbedingt, etwas Fetthaltigeres wie Ricotta zu nehmen, da das Mus relativ mürbe und austrocknend im Mund wirkte. Geschmacklich allerdingts top.
Während der Nudelteig sich vorm Plattwalzen noch eine Auszzeit gönnen durfte, habe ich eine feingewürfelte kleine Zwiebel sowie geschälten und gestückelten Hokkaido Kürbis in etwas Rapsöl angeschwitzt. Das Ganze dann mit einem Schuß Sake abgelöscht und mit Wasser leicht bedeckend aufgefüllt. Eine Knoblauchzehe, eine Stange plattgeklopftes Zitronengras und eine halbe rote Chillischote füge ich der leicht köchelnden Masse hinzu.
Fertig ist, wenn der Kürbis weich ist. Knoblauch und Zitronengras herausnehmen und den Rest fein pürieren. Mit etwas Zimt und Sternanis abschmecken, leicht salzen. Die Konsistenz sollte die einer leichten Kürbissuppe sein. Ein Stück kalte, untergemixte Butter kann auch nicht schaden.
Ein Biobauer meines Vertrauens hat ab und zu Bremer Scheerkohl. Dieser Schnittkohl war mal richtig populär, besonders in nördlichen Gefilden. Diese Varietät von Raps sollte nach der Ernte zügig verarbeitet werden, da die Blätter schnell welken – daher wohl auch das weitgehende Aussterben. Weiterführende Informationen hier und hier. Ein tolles Gemüse: die Zubereitung ist einfach und der Geschmack irgendwo zwischen nussig-kohlig, zwischen Pak choi und Grünkohl angesiedelt.
Ich wasche den Bremer Scheerkohl, schüttele ihn leicht trocken, schneide die untersten Enden nach Bedarf ab und Stiel mit Blättern in mittelgrobe Stücke. In einer Pfanne oder einem Wok etwas neutrales Öl erhitzen und die restfeuchten Stücke dazu geben. Nicht zu heiß garen, eher zusammenfallen lassen. Ich füge etwas Mirin hinzu und am Ende wenige Tropen Sojasauce. So fertig, lecker und einfach!
Die in Salzwasser gegarten Ravioli in einer Pfanne in Butter durchschwenken und auf einem guten Kleks Kürbissauce anrichten. Scheerkohl (netter als ich) drapieren. Kürbiskerne und ein paar Tropen Kürbiskernöl als Abschluss hinzufügen.