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Henne. Weinbar, Köln

Dieser neue Laden könnte in Skandinavien sein. Oder auch in Amsterdam. Dass hier gerade in Köln die Stimmung brummt, vergißt der zur Eröffnung der Henne. Weinbar aus Düsseldorf Angereiste schnell. An der Schnittstelle der auslaufenden innenstädtischen Shoppingmeile mit der hübschen, nunmehr von zumeist hochwertigen Ketten gesäumten, teilgentrifizierten Ehrenstraße und ihren seitlichen Ablegern, mit der krawalligen Ausgehmeile auf den Ringen rund um den Rudolphplatz, hat Hendrik Olfen die Henne. Weinbar eröffnet. Ein gute Lage in guter Lage auch für Hochwertiges: “Seiberts Classic Bar & Liquid Kitchen” und “Little Link”, demnächst auch das “Neobiota“; ein kleiner Tipp: das Hotel Marsil.

Henne. Weinbar Köln Hendrik Olfen Endlich ist Hendrik Olfen wieder da. Während der Kölner teils neidvoll auf die Gastronomie nach Düsseldorf schielt. guckt der Düsseldorfer nach Köln. Im jungen ausgehfreudigen studentischen Umfeld gibt es ethnische Küche und ambitionierte Fastfood-Konzepte (485Grad, Pigbull, Mad Dogs, Witwe Bolte). Und jetzt geht es mit einer Reihe von lockeren Konzepten und Weinbars weiter.

Hendrik Olfen ist kein Unbekannter und hat besten kulinarischen Hintergrund aus Sternerestaurants. Er übernahm im “La Vision”, als Hans Horberth nach der Verleihung des zweiten Sterns einen schweren Unfall hatte. Olfen, der vorherige Souschef kochte mit seinem Team weiterhin auf dem hohen Niveau weiter. Ein tolles letztes Mahl: Dann schloss das Hotel das Restaurant, eröffnete es nach einiger Zeit jedoch wieder – eine seltsame Geschichte. Es wäre spannend gewesen, wie es weitergegangen wäre. Hendrik Olfen ging als Produktentwickler zum Pizza-Pasta-Franchise “Vapiano”. Viel Geld, wenig Spaß offensichtlich, denn Olfen stand danach als Souschef im La Societe. Und träumte seinen Traum, während er sich zuletzt auf Caterings konzentrierte. Einen eigenen Laden. Gutes Essen, guter Wein. Unkompliziert und durchaus mit großer Kapazität und hohem Umschlag.

Henne. Weinbar Köln Anrichten

Jetzt gibt es hinter einer hohen und breiten Fensterfront Gerichte zum Teilen. Das Ambiente ist modern und stylish, geschmackvoll eingerichtet. Die richtige Dosis Coolness, Sitzbänke und Holztische und eine warme Farbgebung machen’s gemütlich und rustikal – urban eben. Wie in Amsterdam, wo die Lockerheit regiert: Gut Essen, ja, steif stundenlang irgendwo abhängen, nein. Dazu wie im “Henne” Preise, die zum Trinken und Essen animieren. Die einen nehmen ein Gläschen und einen Happen. Der Tisch kann wieder belegt werden. Andere wollen gar nicht aufstehen, weil sie die Karte rauf und runter bestellen. Eine Flasche Wein nach der anderen ordern, weil die Auswahl, zusammengestellt von Claudia Stern, interessant und trinkfreudig fair kalkuliert ist.

Henne. Weinbar Köln Austern
Austern mit Johannisbeeressig und Petersilienstielen
Henne. Weinbar Köln Kohlrabi
Kohlrabi vom Holzkohlegrill mit Rhabarberchutney und Rose
Henne. Weinbar Köln Ora King Lachs
Ora King Lachs mit Bärlauchöl und Sauermolke
Henne. Weinbar Köln Étouffée Taube
Étoufée Taube “nose to tail”

Beim Essen das gleiche Bild. Die Preise der übersichtlichen Karte sind klein, die Portionen haben Vorspeisengröße und die Gerichte sind unkompliziert, aber geschmacklich komplex. Das Produkt steht im Vordergrund. Einmal in Schwung, will man einfach einmal alles.

Während Austern, Duroc-Schinken und die ganze Artischocke mit Tomatenmarmelade und Aioli “aus der Abteilung “#sharing is caring” super zum Wein sind und die Brathähnchencrème zum marinierten Spargel großes Kino ankündigt, inszeniert Olfen kalte Platten wie den Ora King Lachs oder den Kohlrabi vom Holzkohlegrill produktbezogen und geschickt. Das macht Lust auf die warme Sektion. Von originellen Wohlfühlgerichten wie einer ausgebackenen Krokette mit Graupen, Tiroler Speck und eine Kapernemulsion bis zur Taube. Die Étoufée Taube, perfekt gegart und mit leicht rauchigen Grillnoten vom kurzen Aufenthalt auf dem Green Egg, ist sensationell gut, weil ein Cracker mit einer Innereiencrème und eine grandiose Sauce zeigen, woher Olfen kulinarisch kommt, und was er kann.

Grund Genug nach Köln zu fahren – es fühlt sich schließlich an wie die weite Welt.

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