Karlsruhe – “Kreuz-Stübl” in Kuppenheim
Es gibt zwei Möglichkeiten – einen Sieg, dann schmeckt das Essen im Zustand der Euphorie besonders gut oder dient bei einer Niederlage, manchmal gar bei einer Punkteteilung, der Frustbewältigung. Neben der obligatorischen Stadionwurst, deren Qualität von ganz schlecht bis hin zu guter Metzgerqualität vom Holzkohlegrill reicht, kann man an den meisten Spielorten der Fußballbundesliga vor oder nach dem Spiel auch in ein Restaurant einkehren.
Daher diese neue Kategorie Auswärtsspiel, die sich mit kulinarischen Betrachtungen bei einer Reise in eine fremde Stadt, ein fremdes Stadion beschäftigt. In loser Reihenfolge folgen Berichte über Restaurantbesuche im Zusammenhang mit einem Auswärtsspiel oder auch verpaßte Gelegenheiten, was man hätte am Ort des Geschehens noch machen können.
Los geht es mit dem Besuch des Restaurants „Kreuz-Stübl“ in Kuppenheim. Der kleine Ort liegt knapp 30 Kilometer vom Wildpark-Stadion in Karlsruhe entfernt und das Kreuz-Stübl ist das badisch-regionale Pendant zu Wolfgang Raubs gleichnamigem, sternegekröntem Restaurant. Im Gault Millau 2008 steht eine Auszeichnung mit 16 Punkten zu Buche.
Die bestellten Speisen sollten dann auch möglichst typisch für die Gegend sein, was sich auch bei der Weinbestellung, einer gereiften 2002er Riesling Spätlese (44,00 Euro) trocken vom Weingut Andreas Laible aus Durbach in der Orteneau niederschlug. Der ansonsten fehlerfreie Wein hatte sich nicht perfekt entwickelt, die Frucht war sehr in den Hintergrund getreten und eine knackige Säure dominierte.
Der „Flußzander mit Muskatkürbis und Steinpilzen“ (15,90 Euro) stellte einen angenehmen, wenngleich nicht überraschenden Auftakt da. Überzeugend waren die gute Fischqualität und -zubereitung. Das Geschmacksbild war sehr ausgewogen, aber etwas mehr Steinpilze hätten gut getan.
Bei der „hausgemachten Wildschweinblutwurst mit karamellisierten Apfelspalten“ (14,90 Euro) war die Blutwurst sehr gut abgeschmeckt und dann gebraten. Zusammen mit einem Stück Apfel ergab sich ein herrlich rustikaler Geschmack. Einzig wirkte dieser Gang ein wenig zu teuer.
Besonderes Lob gilt den „Kalbsnieren mit Gorgonzola und Birne“ (23,00 Euro). Perfekt pariert und gebraten waren die Nieren, die in einer kräftigen, dunklen Sauce mit intensivem Gorgonzolageschmack serviert wurden. Durch die bißfesten Birnenspalten darin kamen wohltuende Süße und Fruchtigkeit ins Spiel. Die hausgemachten Spätzle waren ganz hervorragend und wurden unaufgefordert nachgereicht. Einzig der Broccoli in brauner Butter war nicht der ideale Gemüsebegleiter.
Das „Apfelküchle mit Preißelbeereis“ (8,60 Euro) enttäuschte. Das Eis war sehr gut, aber die Teighülle des Apfels war nicht annähernd kroß ausgebacken und geschmacklich recht neutral.
Trotz teilweise recht langer Wartezeiten zwischen den Gängen und den angesprochenen kleineren Unzulänglichkeiten (vielleicht dem vollem Haus am Samstag Abend geschuldet) war es ein sehr angenehmer Abend in einem ländlichen und nostalgischen Ambiente. Die Produktqualität war sehr gut und die Weinkarte wirklich ausgesprochen gut bestückt.