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Kulinarischer Bericht aus der Pfalz

Der beste Chardonnay Deutschlands kommt aus der Pfalz. Punkt! Genauer gesagt aus der Südpfalz, aus Siebeldingen vom Weingut Ökonomierat Rebholz. Der im Eichenholzfaß ausgebaute Chardonnay „R“ Spätlese trocken (22 Euro) ist auch 2006, einem nicht nur in der Pfalz schwierigem Jahrgang für die Winzer, hervorragend gelungen.

 

Dies konnten wir beim Besuch des Weinguts feststellen. Da die Mengen des 2006er Jahrgangs deutlich geringer ausfielen (u.a. auf die starke Selektion des Traubengutes zurückzuführen), waren viele Weine leider schon ausverkauft und nicht mehr zu verkosten. So auch die weißen „Großen Gewächse“ und die formidable Auslese vom Gewürztraminer „Albersweiler Latt“. Den 2005er gab es allerdings noch (25 Euro). Stattdessen schlugen wir dann bei den Spätburgundern zu, die sicherlich noch ein wenig im Keller bei uns ruhen werden.

 

Am Abend begeisterte uns dann ein 2005er Riesling „Siebeldinger im Sonnenschein – Großes Gewächs“ von Rebholz beim Essen im Restaurant „Schwarzer Hahn“ im Deidesheimer Hof in Deidesheim. Aus den angebotenen Menüs wählten wir das Menü „Schwarzer Hahn Klassik“, nach Empfehlung des jungen Küchenchefs Stefan Neugebauer die Klassiker der „Haute Cuisine du pays“. Wie der Zufall es wollte, war der Koch zuvor Koch des Monats im „Der Feinschmecker“ und Teile der Gerichte, die im Magazin in gedruckter Version betrachtet werden konnten, standen dann als reale Gerichte vorm Gast.

 

Nach netten Knabbereien als Aperitif folgte ein Amuse bouche, das sich allerdings nicht weiter in Gedächtnis festsetzen konnte. Der Beginn des Menüs mit „Variation von der Salzwasser-Riesengarnele mit Zimttomaten“ konnte noch nicht für Begeisterungsstürme sorgen, wenngleich geschmacklich, handwerklich  und optisch alles im Lot war.

 

Das anschließende „Schaumsüppchen von Staudensellerie und Birne mit gebratenem Sot l´y laisse“ allerdings war eine Köstlichkeit. Feines, konzentriertes Aroma ohne Überwürzung.

 

„30 Stunden gegarter Iberico Schweinebauch mit Apfel-Ingwer-Chutney, Sylter Auster und Ossietra Kaviar“ war eine gewagte Kombination, bei der der Schweinebauch zwar nur aus confiertem Fett zu bestehen schien, aber sehr gut gegart und optimal bemessen war. Über das Zusammenwirken mit der leicht erwärmten Auster wurde am Tisch ein wenig diskutiert.

 

Klassisch dann wieder -von der bäuerlichen Hochküche geküßt- war die „Karamellisierte Gänsestopfleber mit Schwarzwurzel und Trüffel“. Den rustikalen Hintergrund schufen hierbei die Schwarzwurzeln. Die Gänseleber wies wieder einmal das Problem der inneren Konsistenz auf, was aber im Akkord mit den geschmacksintensiven Trüffeln und den Schwarzwurzeln zu einem Höhepunkt des Menüs avancierte. Dazu tranken wir „vergleichend“ einen Chardonnay von Siegrist gegen eine Riesling Spätlese „Forster Kirchstück ?“ von Bassermann Jordan.

 

Vor dem Hauptgang „Mit Steinpilzen gespickter Rehrücken an Marzipan-Blumenkohl-Mousseline und geräuchertem Lavendelhonig-Gelee“ wurde quasi zur Neutralisation ein getrüffeltes Kartoffelpüree als nicht annoncierter Zwischengang gereicht. Keine schlechte Idee.

 

Der Hauptgang profitierte von einem perfekten Stück Fleisch, das sich hervorragend mit dem geräuchertem Lavendelhonig-Gelee kombinieren ließ. Einzig die Mousseline war ein ganz klein wenig zu knapp bemessen.

 

Für die „Käseauswahl vom Wagen“ ging es zur Auswahl in den Gewölbeweinkeller, der auf einer Ebene mit dem Gewölberestaurant liegt. Geboten wird eine sehr gute Auswahl vom Tölzer Käsladen. Ein neidischer Blick in den Weinkeller war auch inklusive. Sehr zuvorkommend vom anfangs etwas schwer zugänglichen Sommelier und Restaurantleiter Andreas Weber war das Reichen eines Probeschluckes der Gewürztraminer Auslese von Rebholz, der auch nicht auf der Rechnung auftauchte.

 

Nur das Dessert aus dem Menü hatte wir gegen „Kluai Banane mit drei Gewürzen und Kürbiskernöleis“ getauscht und wurden von der  sehr guten und etwas anderen Nachspeise nicht enttäuscht.

 

Mit einem Preis von 109 Euro war das Menü adäquat kalkuliert. Besonders glücklich machten den Weinfreund die Preise für die besten Gewächse aus der Pfalz, die bei den Flaschenpreisen nie über den Faktor 2 hinausgingen. Die Wartezeiten zwischen den einzelnen Gängen waren teilweise ein wenig lang.

 

Am nächsten Abend sollte einen Gang zurückgeschaltet werden und so besuchten wir nur die Vinothek des „Freundstück“ im Ketschauer Hof. Der Ketschauer Hof gehört zum Imperium des Neustädter Unternehmers Achim Niederberger, der u.a. Bassermann-Jordan zu seinem Besitz zählen kann. Wenn beim Ketschauer Hof mit seiner tollen Anlage, dem modernen Ambiente auch noch das Hotel fertiggestellt ist, hat die Pfalz einen perfekten neuen „hot spot“ der die doch etwas rustikalen Adressen, den Deidesheimer Hof und „Zur Krone“ in Herxheim zumindest optisch in den Schatten stellen wird.

 

Positiv fielen im Weinbistro auch die Weinpreise auf. Locker und souverän agierte der Service. Wir starteten mit einer „Maronensuppe mit weißem Portwein und Zimtcroutons“ aus dem Tagesmenü und einem „Bratwurstsalat mit roten Zwiebeln in Senfmarinade“ (6 bzw. 8 Euro). Hier schmeckte alles frisch und auf den Punkt und keineswegs grob oder überwürzt.

 

Weiter ging es mit „Hausgemachten Blutwurstmaultaschen auf Rahmsauerkraut“ (13 Euro) und „Rinderroulade mit cremigem Wirsing und Schupfnudeln“ (15 Euro). Das war gut gemacht und aromatisch, trotzdem nicht übertrieben schwer.

 

Aus diesem Grund paßte auch noch das „Tiramisu mit Zwergorangenkompott“ (6,50 Euro). Das Tiramisu war hervorragend im Geschmack, genau auf dem Grat zwischen Schlotzigkeit und noch erkennbarer Struktur. Zwergorangenstücke, wenn auch mariniert, sind kein Kompott und zu bitter, wobei ein Kontrast zum Süßen grundsätzlich natürlich Sinn ergibt.

 

Die Pfalz ist auf jeden Fall eine Reise wert…

 

  

 

 

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