Appetithappen: Phoenix, Düsseldorf
High price in the high rise – die Preise im vor einem guten halben Jahr eröffneten Restaurant Phoenix im Dreischeibenhaus in Düsseldorf sind nicht von schlechten Eltern. Zum Glück existiert zum Ausprobieren neben der normalen Karte ein günstigeres Mittagsangebot. Für mich ist das durchaus ein probates Mittel zur ersten Bestandsaufnahme: Wer sich beim abgespeckten Lunchprogramm Mühe gibt, macht sich für einen abendlichen Besuch interessant. Rückschlüsse auf die Gesamtqualität der Küche sind freilich nicht möglich.Ich gebe zu, dass ich skeptisch bin. Die Berichterstattung über die Restauranteröffnung fand eher im Ressort Stil und in Architektur und Design affinen Publikationen statt. Natürlich prägt das elegante Hochhaus, das einst für den Montankonzern Phoenix-Rheinrohr AG Vereinigte Hütten- und Röhrenwerke errichtet wurde (daher der Restaurantname) und lange Jahre Thyssen gehörte, das Stadtbild. Die Sanierung und die Inneneinrichtung – kurz: as seen in Mad Men mit einem Twist Moderne – sind gewiss geschmackssicher sowie cool und einer Erwähnung wert, mich interessiert aber in erster Linie das Essen. Und darüber hatte ich bei Gotorio neben einer herrlichen Beschreibung der Düsseldorfer Hautevolee als “Düsseldorf-typischen Panoptikums” nicht unbedingt Positives gelesen. Vom anderorts erwähnten Fotografie-Verbot konnte ich augenscheinlich nichts feststellen.
Die Gazpacho andaluz mit Croûtons als Vorspeise ist – wie alle Gänge – üppig dimensioniert. In diesem Fall ist es beinahe zuviel, da sich trotz guten und erfrischenden Geschmacks nach der Hälfte ein wenig Eindimensionalität einstellt. Die angekündigten Brotwürfel fehlen leider oder sind aufgeweicht und somit nicht wahrnehmbar. Das Steak vom irischen Weiderind, Rahmpfifferlinge, handgeschabte Spätzle schmeckt wirklich ausgezeichnet. Die dünnen Scheiben sind im Inneren schön saftig und die Spätzle punkten mit merklichem Eigengeschmack. An der Grenze ist die Würzung. Jedes Element, Fleisch, Pilze, Fleisch und Jus, ist gesalzen – das darf ruhig weniger sein. So ein richtig klassisches Dessert wie gratinierte Waldbeeren, gedämpfter Biskuit, Sabayon kann etwas richtig Herrliches sein. Das hier ist süffig, aber mit ausreichend Säure ausgestattet und durch einen fluffigen Küchenteig nicht zu schwer. Bei den Petits fours ragt das delikate Küchlein heraus.Was dort als dreigängiges Mittagsmenü (45 Euro) aus der verglasten, offenen Küche kam, war eine souveräne Fingerübung und überzeugte mich größtenteils. Das war zwar kein Schnäppchen, durch die Qualität und – auch wenn es etwas seltsam klingt – Menge ist der Preis durchaus vertretbar.
Dieser Eindruck vom Mittag könnte mich dazu verleiten, das Restaurant auch abends zu besuchen und deutlich tiefer in die Tasche zu greifen. Mit diesem Zeitabstand sollten dann alle Unklarheiten der Eröffnungsphase hoffentlich erledigt sein. Und mit dem Restaurant im Erdgeschoss ist es offensichtlich nicht getan: In Planung ist ein “Gourmet”-Restaurant in der ersten Etage. Das könnte spannend werden, zumal die Küche mit Florian Hartmann, der zuvor im besternten Restaurant Philipp Soldan in Frankenberg als Küchenchef arbeitete, einen in der Spitzengastronomie erfahrenen Verantwortlichen hat.
Das Thema Salz ist ein massives – bei unserem Besuch waren ebenfalls alle Gerichte grenzwertig. Im Gegensatz zum Service – der war inakzeptabel: http://gotorio.squarespace.com/start/2016/2/21/phoenix-dusseldorf-diese-lucke-zwischen-anspruch-und-wirklic.html