Sterne, Hauben und Punkte 2009 – Teil 2
Auch der Gault Millau 2009 ist mittlerweile erschienen und überrascht im großen und ganzen nicht unbedingt. Wie erwartet wurde Nils Henkel "Koch des Jahres". Gratulation an den sympathischen Nachfolger Dieter Müllers in Schloß Lerbach! Er behält die zuvor vergebenen 19 Punkte.
Im oberen Bereich verbesserte sich Christian Bau von Schloß Berg in Perln-Nennig von 18 auf 19 Punkte. Mit dem jetzt auch mit drei Sternen ausgezeichneten Sven Elverfeld aus dem Aqua in Wolfsburg kann sich auch ein weiterer Koch über 19 GMP freuen. Zu Recht!
Ein wenig überrascht hat mich die Hochstufung von 16 auf 17 Punkte des Restaurants "Zur Post" der Brüder Wilbrand in Odenthal. Geboten wird eine spannende Symbiose aus klassischer Küche mit modernen und regionalen Sprenkeln, die durchaus einen sehr eigenen Charakter aufweist und an guten Tagen hervorragend ist. Bei den bisherigen Besuchen konnte das Top-Niveau allerdings nicht ein jedes Mal gehalten werden. Die Vermutung, daß das Catering "Catalonga", die Bankette im eigenen Hotel und die rustikalere "Poststube" doch ein wenig viel auf einmal sind, lag nah.
Sascha Stemberg vom gleichnamigen Restaurant in Velbert hat einen großen 2-Punkte Sprung auf nunmehr 16 Punkte gemacht. Hier sollte eigentlich schon seit längerem ein Besuch stattfinden.
In Düsseldorf gab es an der Spitze keine Änderungen. Neu-Einsteiger sind das frisch besternteTafelspitz 1876 (14 Punkte), Patrick´s Seafood No. 1 und das 1806 im neueröffneten Hotel Breidenbacher Hof. Weiterhin auf wenig Wohlgefallen treffen das Monkey´s West und das Lido, die jeweils 12 von 20 möglichen Punkten erhalten. Unverständlich ist, daß das Dim Sum Bistro (vormals als Restaurant Shanghai mit 14 Punkten gelistet) keine Erwähnung trotz gleichbleibender Qualtiät findet. Ob hier das der zwischen Schnellimbiß und Restaurant angesiedelte Charakter des Restaurants eine Rolle spielt oder die Tester keinen Parkplatz in Bilk nach Eröffnung der Bilker Arkaden finden konnten?!?! Die hieröfters dinierenden Düsseldorfer Sterneköche sprechen noch zusätzlich für die Qualität!
Unverständlich finde ich, daß das Impression in Recklinghausen weder im Michelin noch im Gault Millau stattfindet. Das verstehe ich nicht und werde in diesem Fall auch nicht selbstkritisch an meinem Urteilsvermögen zweifeln. Der langjährige sous chef Thomas Bühners (La Vie in Osnabrück) Suvad Memovic kocht souverän, wenn auch noch etwas wenig mutig in der kulinarischen Diaspora des Ruhrgebiets auf.
Generell läßt sich dem Gault Millau mehr Unterhaltsamkeit, durch die längeren Texte, als dem Michelin und mehr Urteilsvermögen als dem, was nach diesen beiden Restaurantführern noch kommt, attestieren. Auch besteht eher die Bereitschaft, Restaurants auch mit recht hoher Bewertung neu aufzunehmen. Die Beschreibungen der Spitzenrestaurants werden offensichtlich jedes Jahr neu geschrieben, betrachtet man jedoch die Beurteilungen darunter, ergibt sich manches mal der Eindruck, seit Jahren würden die gleichen Texte Jahr für Jahr nur müde redigiert und teilweise nur die Satzstellung geändert. Da man die Bewertungen bei den Restaurant Hitlisten sofort und die Texte ab Januar 2009 auf der wesite des Gault Millau nachlesen kann, besteht eigentlich kein Grund, diesen oder andere Restaurantführer kaüflich zu erwerben.
Mich überrascht lokal am meisten die gute Bewertung für “Patricks Seafood”. Das Essen ist aus unserer Sicht bestenfalls OK, das Ambiente aus Lichtsicht schwer erträglich. Die Hafenperle muss sich in Sachen Qualität dahinter eigentlich nicht verstecken. Und weg vom Fisch spielt das Fehrenbach da auch ne Liga höher.