The Room in the Elephant, Torquay, Devon, England
Womit beginnen? Damit, daß Besitzer und Chefkoch Simon Hulstone ein wahrer social media-Koch ist? Zu erklären, was der etwas ungewöhnliche Restaurantname bedeutet? Mit einer Beschreibung der wunderschönen englischen Riviera beginnen, ohne dabei die Auswüchse eines englischen Seebades zu verschweigen? Oder vielleicht doch eine Rechtfertigung liefern, daß ein Spätsommermenü erst im Winter zu Tage geholt wird?
Es geht um´s Essen. Um gepflegte Getränke, einen aufmerksamen Service und ein wenig um den Wohlfühlfaktor einer gastronomischen Verweihlstätte. Im The Room in the Elephant ist der Speiseraum ist angenehm dezent dekoriert, nichts außer den gerahmten Speisekarten aus Spitzenrestaurants lenkt ab vom herrlichen Ausblick auf den Sonnenuntergang über dem Yachthafen. Die Weinkarte ist nicht riesengroß, deckt aber, wie so oft auf dieser Tour festgestellt, aller Länder Weinregionen ab und wartet mit einer moderaten Kalkulation auf. The front of house staff um Oberkellner Jason überzeugt mit entspannter Freundlichkeit. Jetzt erst einmal Gin and Tonic und Bubbles…
Etwas überraschend geht das Menü nach Aussuchen und Ordern von Speis und Trank sofort mit einem Gang los, der andernorts die obligatorische Gabe von Brot und Butter darstellen würde. Ein Gruß aus der Küche erreicht uns hier nicht. Aber das frischgebackene Sauerteigbrot ist sehr gut und die Kleinigkeiten sind fein abgeschmeckt, so daß alles im Lot ist.
Es war ein schöner Spätsommertag und die Suppe erfrischt. Sehr natürlich und ohne penetranten Knoblauchgeschmack.
Ein Wow-Gang. Klasse Deklination von Roter Beete. Teilweise gegart, teilweise mit Holunder-blütenessig mariniert. Die Schärfe der Senfkresse gibt einen zusätzlichen Kick.
Ein UK-Trend scheint das Aufgreifen alter, schmackhafter Gemüsesorten zu sein. Hatten wir im Story Heritage potatoes, gab es diesmal Heritage Tomatoes. Nach dem intensiven Gang zuvor wirkte das feine, aber milde Gericht etwas öde. Interessant die Salzigkeit durch die Portulak-Keilmelde, einem Küstengewächs, das Salz aus dem Boden aufnimmt.
Herrlich frischer Kaisergranat. Hier recht klassisch, aber mit Klasse präsentiert, ohne daß die Sauce das Meeresaroma erschlägt.
Confit sea trout, almond, squid ink, parsleyDie saftige Meerforelle wird eingefaßt von einem Mandelpüree und dem texurgebenen Fischchip aus Tintenfischtinte. Vegetabile Noten steuert das Petersilien-Pesto hinzu.
Meintetwegen hätten wir ewig, zumindest bis zum Dessert, mit diesen tollen Produkten aus dem Meer weitermachen können, Verpaßt hätten wir dann allerdings mit dem Dammhirsch einen fulminanten Fleischgang. Eine große Harmonie aus erdigen, süßen und säuerlichen Aromen umspielt das Fleisch.
Artisan South West cheeseEnglischer Käse hat richtig was ´drauf. Besonders auch der reszente Stinking Bishop, der allein schon wegen seines Namens auf den Teller mußte. Red Cheddar und ein reifer Cornish Blue wurden von einem Chutney aus grünen Tomaten begleitet.
Strawberries, rasberries, verbena panna cotta, Korean mint, tonka merningue (links) / Apple an Kikkoman soy tarte tatin, Pomona ice cream (rechts)Das sieht nicht so kunstvoll aus, aber es ist genauso, wie ich mein Dessert mag: Leicht, natürlich und eindeutig schmeckend. Hier begegnet uns so expilizit Kikkoman Sojasauce, da Chef Hulstone eine enge Zusammenarbeit pflegt.
Petit fours: sea salt caramell, peach baba, dark chocolate an lime truffle (von vorne nach hinten) und Mango Jelly (links)Gute Petit fours beschließen ein schönes Menü. Die Küche profitiert zum einen von den tollen Fischen und Meeresfrüchten, die quasi vor der Restauranttür im Hafen ankommen, zum anderen erlaubt man sich den Luxus, selbst Gemüse anzubauen und sich mit der Aufzucht von Tieren zu beschäftigen. Im Erdgeschoß befindet sich ein Bistro. Wäre ich Bettendecker, berichtete ich an dieser Stelle ausführlicher über das Trafalgar House, das nette Bed and Breakfast, in dem wir in Laufnähe angenehm nächtigten.