Le Flair, Düsseldorf
Im Jahre 2007 begann mit Errichtung des Quartis Les Halles ein wahrer Bauboom auf dem seit Jahren brachliegenden Gelände des ehemaligen Derendorfer Güterbahnhofs zwischen den Haltestellen Düsseldorf-Wehrhahn und Düsseldorf-Zoo, entlang einer vielbefahrenen Bahnstrecke. Der Name soll sich zwar vom Pariser Viertel und somit vom Namen des historischen Pariser Großmarktes ableiten, aber seit 14 Jahren residiert bereits in einer ehemaligen Industriehalle mit dem Les Halles eine beliebte Mischung aus Restaurant, Bar und Club. Das Les Halles wird zum Jahresende 2014 Geschichte sein, da das Gründstück von einer Heuschrecke zwecks Bebauung an die nächste veräußert wurde. So schießen wie bisher weiter Büro- und Wohnkomplexe in die Höhe, denn auch das Stück von der Franklinbrücke bis zur Jülicher-Brücke wurde mittlerweile mit dem Le Flair und dem Quartier Central bebaut und die Bauaktivitäten setzen sich im dritten Bauabschnitt noch Richtung Haltepunkt Derendorf fort.
Eine Entwicklung, deren Architektur nicht unbedingt ansprechend, sondern teilweise beliebig und austauschbar erscheint und mit -bei allem Verständnis aufgrund der starken Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt- mit gesalzenen Kauf- und Mietpreisen eine Art Besserverdiener-Ghetto entstehen läßt.
Wenngleich im Dreieck von Moltke-, Tußmann und Schinkelstraße fußläufig seit langem eine kleine Freßmeile existiert, ist nur ebenso begrüßenswert wie schlüssig, daß unlängst eine gastronomische Nahversorgung und sozialen Belebung direkt im Neubaugebiet eröffnet hat. Der glückliche Erste am Platze ist das -sowohl was die Einrichtung als auch das Speisenangebot betrifft- im Stile einer Brasserie konzipierte Restaurant Le Flair. Für eine kulinarische Seriösität spricht. daß mit Dany Cerf aus der französischsprachigen Schweiz ein Koch hinterm Herd steht, der nach Jahren der Wanderschaft zuletzt im “Schiffchen” in Kaiserswerth und im “U. Das Restaurant“ kochte. Seine Lebensgefährtin Nicole Bänder, eine gelernte Hotelfachfrau, leitet den Service.
Neben Gerichten einer erfreulich übersichtlichen Karte und an einer Kreidetafel annoncierten Tagesempfehlungen, kann der Gast der Einfachheit oder Unentschlossenheit halber ein 5-Gang-Überraschungsmenü wählen, das sich aus den Gerichten des À la carte-Angebots zusammensetzt. Die recht anspruchsvoll kalkulierte Weinkarte führt durchaus ein paar gute Weine, ist aber wie auch das alkoholfreie Getränkeangebot durchaus noch ausbaufähig.
Nach unauffälligen Knabbereien startet das Menü mit einer Terrine aus Enten-Foie gras mit marinierten Zwiebeln und Roter und Gelber Bete. Die sehr gute Leberterrine gefällt mit fester, dennoch schmelzender Konsistenz und ist nicht zu süß oder alkoholisch dominant abgeschmeckt. Eine gute Idee ist, zum Nachwürzen etwas Salz und Gewürz am Tellerrand zu plazieren.
Top auf den Punkt gegart ist das dicke Stück Kabeljau, das passend von Olivenölschaum, Chorizo und Coco Bohnen begleitet wird. Bei der Kürbiscrème mit Kaffeeschaum sorgt die herbe Note des Schaums auch bei Kürbissuppen langsam überdrüssigen Essern für Freude.
Auch das Hauptgericht, Kalbsrücken mit Sellerie, überzeugt neben einer guten Sauce mit guter Produktqualität und ausgezeichneter Zubereitung. Nicht mächtig und leicht exotisch, aber bei auch ein wenig unauffällig gerät als abschließende Dessert Passionsfrucht-Sorbet mit Kokoseis, Matcha Tee-Baiser.
Insgesamt erlebten wir, anders als es uns die Neubau-Umgebung erwarten ließ, eine entpannte und nicht übekandidelte Atmosphäre. Da konnte uns auch die Übereifrigkeit eines Kellners, der trotz voller Gläser immer noch etwas bringen wollte, nicht aus der Ruhe bringen. Dies war wahrscheinlich noch dem Eröffnungsstreß geschuldet, denn ansonsten erfüllte das Auftaktmenü im Le Flair schon unaufgeregt, aber souverän und präzise genau das, was das Restaurant verspricht – einen Hauch Frankreich in der Nachbarschaft.