Wein

ProWein 2017: Günther Jauch ist einfach da.

Im Jahr 2011 war es noch eine Sensation, dass Fernsehstar Günther Jauch auf der Weinmesse ProWein in Düsseldorf die Weine seines gerade übernommenen Saar-Weingutes von Othegraven präsentierte. Als Antwort auf die Frage “Wo ist Günther Jauch?“, die mir damals ein hektischer Pressefotograf stellte, beginnt dieser Bericht mit dem Winzer. Sechs Jahre später steht der sympathische 60-Jährige wie andere Winzer auch hinter seinem schmalen Stand im Gemeinschaftsbereich der VDP.Prädikatsweingüter in Halle 14. Für größeren Auftrieb sorgten andere: Am ersten Messetag promotete der Musiker Sting mit einer kleinen Performance von “Message in a Bottle” sein toskanisches Weingut Il Palagio.

Jauch ist mittlerweile als Winzer angekommen. Natürlich erkennt man ihn und für ein schnelles Foto hat er sich in Sekundenschnelle lächelnd in Pose gestellt. Ganz der Profi eben. Überhaupt ist beim dem Zusammenschlusse von Spitzenerzeugern wieder die richtig viel los: Deutscher Wein boomt und gerade die Grand Cru-Klasse, die Großen Gewächse, sind sich stets Aufmerksamkeit gewiss. Auch in den anderen “deutschen” Messehallen ist gewohnt am meisten los beim Weinmesse-Heimspiel.

Ich besuche natürlich meinen indirekten Kunden Mumm-Sekt, für deren Blog ich für Kpunktnull schreibe, am Stand der Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien. Es gibt Neuigkeiten: Aktuell kommt die Art-Edition in die Geschäfte. Das Flaschendesign der Mumm Jahrgangssekte Dry, Extra Dry und Rosé Dry wurde vom sympathischen finnischen Designer und Illustrator Kustaa Saksi gestaltet, dessen signifikanter Stil („graphic storytelling“) mit knalligen Farben und phantastisch-betörenden Mustern mir gerade von seiner Arbeit für Marimekko bekannt ist. Dazu gibt es auf der Messe schon den Mumm Dry Alkoholfrei zu probieren, der demnächst in den Verkauf gelangt.

Ich habe keine besondere Agenda und will vor allem den Winzern und ihren Kunden nicht auf den Keks gehen, indem ich ihnen Zeit stehle. Gerade sonntags scheint die Messe nicht nur aus Fachpublikum zu bestehen. Weintrinken kann ich anderswo, die ProWein ist der Ort für Gespräche und Kontaktpflege – und Geschäfte.

Nachdem ich die brillanten Fassproben bei Roman Niewodniczanskis (endlich mal jemand mit einem noch komlizierteren Namen) Van Volxem nebst einiger gereifter Weine probieren konnte, weil ich mit Oliver Speh einen Bekannten am Stand traf, beginne ich beim VDP halt bei Rudolph May, dessen Silvaner Brut mir unlängst beim Besuch im La Vie sehr gut gefiel. Tolle Silvaner und auch andere Rebsorten, die Senior und Junior präsentieren. Da bleibe ich auf jeden Fall am Ball. Next Stop Rheingau, wo ich beim Weingut August Kesseler kurz Sebastian Mac Lachlan Hallo sage, den ich bei 4-Hands von Sascha Stemberg und Daniel Takeshi im letzten Jahr kennengelernt hatte, und mich natürlich durchprobiere. Lustigerweise treffe ich dort Thomas Bühners Sommelier Christian Scholz, den ich im T-Shirt erst erkenne, als die gleichzeitige Anwesenheit von Frau Ka  einen Schalter in meinem Kopf umlegt. Düsseldorf ist ein Dorf und auch die Weinwelt auf einmal wieder klien. Endlich komme ich danach auch mal dazu, die Blaufränkisch von St. Antony zu verkosten: feines Zeug.

Dank Hermann Stöckmann von Smart Wines, gleichzeitig qua Heirat mit dem Am Kamin in Mülheim verbandelt, komme ich Backstage in den Genuss ausgewählter Köstlichkeiten. Ahle Wurst, herrliche Sardinen, tolle Dipps sowie Käse von Mons, die in Deutschland Markus Kober vertritt, den ich zuletzt für die Genusshandwerker portraitierte. Ich liebe es, wenn sich Kreise schließen. Ich weiß gar nicht, womit ich diese großzügige Geste, die mich vorm Verhungern bewahrt, verdient habe.

Beim Stand von Der Feinschmecker treffe ich zwar nicht die erghofften Ansprechpartner, dafür auf Daniel Gantenbein. Ich kann mir nicht entgehen lassen, seine kräftig-eleganten Weine zu probieren. Letzte Station und ich spucke nicht, denn herrlich stoffig der Chardonnay und modern vollmundig der Pinot Noir aus der Bündner Herrschaft. Sein Riesling, von dem er nur eine Kleinstmenge erzeug,t war leider ausgetrunken. Und wieder ein loses Ende weniger: Gantenbeins Pinot Noir habe ich das erste mal im Arosa Kulm Hotel getrunken, das mittlerweile Jürgen Grossmann gehört, dem Besitzer des Osnabrücker La Vie. Ich hatte gar nicht mehr im Kopf, dass ich auch den Chardonnay in der Schweiz im Matisse in Basel getrunken hatte.

In den nächsten Tag starte ich mit einem Weingut, dessen Weine mir beim Essen in der Baiersbronner Schwarzwaldstube eindrucksvoll in Erinnerung geblieben sind. Das Elsässer Weingut Josmeyer wird mittlerweile von den Schwestern Isabelle und Céline Meyer geführt und bio-dynamisch bewirtschaftet.

Es ist eine äußerst angenehme Probe durch die feingliedrigen Pinot Blancs und Gris, die Rieslinge und die Gewürztraminer. Natürlich weiß man was Sommelier Stéphane Gass, ein Elsässer, zur feinen Küche von Harald Wohlfahrt und Torsten Michel, gerade bei subtilen Fisch- und Meeresfruchtgerichten ausschenkt. Ins Elsass muss ich eh mal – die erste Anlaufstelle steht fest.

Am Ende ist Sake ja auch Wein aus Reis. Denn nicht nur vergorener Traubensaft wird auf der ProWein präsentiert, sondern neben Sake auch diverse Spirituosen. Ueno Gourmet aus Kronberg im Taunus begenegt mir in der Spitzengastronomie wie im Yunico in Bonn oder im Nagaya häufig. Schließlich haben Yoshiko Ueno-Müller und ihr Mann Jörg Müller ein florierendes Unternehmen für die immer stärker angesagte Spezialität aus Japan geschaffen. Am Stand gibt es eine Verkostung der Sakes von Enter.Sake des DJs  Richie Hawtin und andere Sakes, die von traditionellem zu modernem Stil bis zu mit Yuzu aromatisierten sparkling Sakes reichen. Spannendes Thema: im Oktober lockt eine Verkostung im Yoshi by Nagaya mit Menübegleitung; ich denke ein must go!

Am Stand von Vinaturel treffe ich bei der offenen Verkostung ein paar alte Bekannte in Flaschenform und stelle fest, wie spannend ich österreichische Weine, gerade im Naturweinsegment, finde. Überhaupt haben Bio- und Naturweine einen immer höheren Stellenwert, legt man allein die Standflächen zugrunde.

Neben Bekannten in Flaschenform treffe ich auch leibhaftige Bekannte. Geschäftsführer Jürgen Franke vom Naturweinhändler Vinaturel kannte ich bisher nur aus der Anonymität Facebooks, während ich Sommelier, Autor und Lebenskünstler Sebastian Bordthäuser schon ein paarmal begegnet bin. Letzterer legt mir auch nahe, unbedingt die Weine vom Weingut Roagna aus zu probieren. Eine gute Idee, dem Folge zu leisten. Am Stand ist Luca Roagna, der sich als wahnsinnig netter Gesprächspartner entpuppt und mir die althergebrachte Stilistik der monumentalen Barolos und Barbarescos der Tenuta nahebringt. Was der Weinliebhaber mitbringen sollte, sind allerdings Zeit und Geduld. Der aktuelle Jahrgang 2011 hat noch tanninige Ecken und Kanten, die er in einigen Jahren gewiss ablegen wird. Für die Spitze des Sortiments, den Barbaresco Crichët Pajé sollte man zudem ordentlich Geld mitbringen. Lediglich ein halber Hektar liefert die Trauben für die raren und gesuchten Flaschen, die preislich um die 625 Euro liegen. Wie gesagt: monumental!

Zur ProWein 2017 kamen Insgesamt 58.500 Fachbesucher aus 130 Ländern. Über 6.500 Aussteller aus mehr als 60 Nationen waren auf der Weinmesse vertreten. Die ProWein 2018 findet vom 18.-20. März 2018 in Düsseldorf statt.

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